Städtebauliche Planungen / Bürgerbauten

no

Neubauten um das Herrieder Tor in Ansbach | Neue Auslage in Ansbach | Neue Auslage Schwabach | Bürgerbauten in Ansbach | Bürgerbauten in Schwabach

no

    Neubauten um das Herrieder Tor in Ansbach

Herrieder Tor in Ansbach Leopoldo Retty hat mit städtebaulichen Planungen zur Barockisierung der Residenzstadt Onolzbach beigetragen. Begonnen hat der dabei mit der Umgestaltung des Herrieder Tors. Noch 1733 bestanden vor dem von Georg Andreas Böckler 1684/85 errichteten Torturm die mittelalterlichen Tor- und Zwingerbauten. Zwischen 1734 und 1737 errichtete Retty unmittelbar vor der Stadtmauer einen von zwei Rundbauten flankierten Torbau und plante zur Einrahmung eines davorliegenden Platzes zwei weitere, kulissenartig versetzte Flügelbauten. Nur den westlichen, das heutige Haus Maximilianstraße 4, konnte er fertig-stellen. Der östliche dieser Flügelbauten wurde erst in der ertsten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichet. Den dieses Ensemble überragenden Torturm erneuerte Johann David Steingruber in den Jahren 1750/51.

Die westlich an das Herrieder Tor anschließende Stadtmauer fiel spätestens 1736, als nach der Fertigstellung des Gymnasiums Carolinum mit dem Ersatzbau für das Zuchthaus begonnen wurde. An Stelle der Stadtmauer, der an sie angelehnten Häuschen und im aufgefüllten Stadtgraben entstanden weitere Neubauten an der Reuter- und Schalkhäuser Straße. Von den um 1737 geplanten Häusern, die auf der Südseite der Schalkhäuser Straße über dem Onoldsbach entstehen sollten, ist nur das Eckhaus an der Promenade um 1764 erbaut worden.

   nach oben

    Neue Auslage in Ansbach

Karlsplatz 3 Karolinenstraße 2 Maximilianstraße Blick auf den Karlsplatz Ein erster Versuch Markgraf Johann Friedrichs, die mittelalterliche Altstadt nach Georg Andreas Böcklers Plan im Süden zu erweitern, schlug fehl. Seine Aufforderung vom 15. März 1686, nach diesem Plan neue Häuser zu bauen, wurde von der Geistlichkeit hintertrieben, da sie die primär beabsichtigte Ansiedlung französischer Religionsflüchtlinge nicht wollte. Der Stadtplan Johann Ludwig Vetters aus dem Jahre 1724 zeigt daher südlich der Altstadt nur die natürlich gewachsene Bebauung der Jägergasse (heute Bischf-Meiser-Straße) und des Ostteils der heutigen Karolinenstraße.

Ganz anders war die Reaktion auf den Baugnadenerlaß Markgraf Carl Wilhelm Friedrichs im Jahre 1731. Dieser erregte "einen wahren Ameiseneifer der Ansbacher Bürger. Wie durch einen Zauberstab stiegen, besonders ausserhalb oder nächst der erweiterten Thore und den niedergelegten Mauern, neue Straßen und ganze Vorstädte empor". In der Neuen Auslage folgte dieser Eifer einem wohl um 1731 entstandenen "Bebauungsplan" Leopoldo Rettys für die heutige Karlstraße, den Karlsplatz und die an diesen anschließenden Teile der Karolinenstraße. Die vorgesehene Kirche entstand mangels Bedarf nicht. Der die Fortsetzung der Bebauung nach Westen regelnde Plan des Hofmaurers Johann Clau vom 11. Juni 1748 belegt ganz nebenbei, wieweit der Ausbau der Neuen Auslage bis zu diesem Zeitpunkt gediehen war. Die in Claus Plan erkennbaren Baulücken schloß größtenteils Johann David Steingruber nach 1750.

   nach oben

    Neue Auslage Schwabach

Schon Markgräfin Christiane Charlotte beabsichtigte die Stadt Schwabach zu erweitern. Ein Plan Carl Friedrich von Zochas legte die neuen Baugebiete fest und gab Bauinteressenten Kenntnis von der Art der darin vorgesehenen Häuser. Im neuen Stadtteil vor dem Zöllnertor errichtete er im Auftrag der Markgräfin 1726-1728 die ersten beiden Häuser, die heute noch im Baukomplex Wittelsbacherstraße 1 erhalten sind. Bauinteressierte Bürger fanden sich jedoch nicht.

Zehn Jahre später griff ihr Sohn Carl Wilhelm Friedrich diese Idee wieder auf. Leopoldo Rettys Erweiterungspläne brachte Johann David Steingruber am 11. November 1736 zu Papier. Ausgangspunkt der von Retty geplanten Stadterweiterung war ein neuer Marktplatz, der südlich des bestehenden angelegt werden sollte. Von dort aus wucherten in erheblicher Überschätzung des Wachstumspotentials der Stadt Schwabach Baublöcke nach Osten, Süden und Westen. Der Südteil der mittelalterlichen Altstadt sollte größtenteils Neubauquartieren weichen. Begonnen werden sollte diese Stadterweiterung südlich des Zöllnertores, wo für vier Quartiere beiderseits der Straße zum Zöllnertor (heute Wittelsbacherstraße) Einzelheiten über die Zahl, die Größe und das Aussehen der neu zu bauenden Häuser in Plänen festgeschrieben wurden.

Für die im Stadterweiterungsplan von 1736 zur Bebauung vorgesehenen Baublöcke A, B, C und D ließ Retty 1736 Johann David Steingruber Detailpläne zeichnen, in denen neben einem schematischen Grundriß die Außenansichten des jeweiligen Baublocks dargestellt sind. Die Vielzahl der hierbei entwickelten Fassaden "zweygädiger" und "dreygädiger" Häuser zeigt, abweichend von Rettys sonst üblicher Fassadengestaltung, neue, auf Schwabach beschränkte Haustypen. Der in den Blockplänen enthaltene "Katalog" von Hausfassaden berechtigt zu der Schlußfolgerung, daß gleichgestaltete Häuser an anderer Stelle Leopoldo Retty zuzuschreiben sind.

Mit der Umplanung von 1737 änderten sich zwar die Blockzuschnitte, offensichtlich aber nicht die Vorgaben für die Fassadengestaltung. Die von 1737 bis 1740 errichteten Häuser belegen dies. Der Westseitenansicht des Blocks B sind die gebauten Häuser Wittelsbacherstraße 2 und 4 gegenübergestellt. Am Haus Nr. 4, das noch seine ursprüngliche Straßenansicht besitzt, ist zu erkennen, daß die von Carl Friedrich von Zocha 1726-1728 auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichteten dreigeschossigen Wohnbauten Vorbild für Retty waren. In der Nordseitenansicht des Blocks C erscheinen die zweigeschossigen Normalhäuser, wie sie in den Häusern Wittelsbacherstraße 6 und 8 verwirklicht wurden.

Gemeinsam ist allen ausgeführten Bauten der Schwabacher Neuen Auslage, daß sie mit unverputzten Sandsteinfassaden versehen wurden. Die zum Teil nur halben rustizierten Lisenen an den Hausecken und die ungestalteten, gestuften Giebelmauern drücken noch heute die damalige Hoffnung auf ein sich bald füllendes Baugebiet aus.

Die bei einer Stadterweiterung nach Rettys Plan vom 11. November 1736 erforderlichen großen Eingriffe in den Bestand der mittelalterlichen Altstadt scheinen auf Widerstand gestoßen zu sein. Sogar das markgräfliche Oberamtshaus hätte weichen sollen. Ein veränderter Erweiterungsplan wurde von der aus Kammerräten gebildeten hochfürstlichen Baudeputation, der auch Retty angehörte, am 13. Juli 1737 unterschriftlich anerkannt.

Die Eingriffe in den Bestand der mittelalterlichen Altstadt waren nunmehr minimal. Der neue Marktplatz rutschte an die südliche Stadtmauer heran, die Baublöcke erhielten neue Zuschnitte. Die vier Quartiere beiderseits der Straße zum Zöllnertor sind in dem neuen Plan durch dunklere Farbtöne herausgehoben, in Einzelgrundstücke aufgeteilt und vermaßt. Erstaunlicherweise sind die meisten der wenigen nach diesem Plan gebauten Häuser schon als bestehend dargestellt. Zutreffend war dies nur für die beiden 1726-1728 von Carl Friedrich von Zocha errichteten Gebäude. Alle übrigen können allenfalls im Bau gewesen sein.

In einem Dekret vom 26. August 1737 wird "jedermänniglich" kundgetan, daß Markgraf Carl Wilhelm Friedrich sich "in Gnaden entschlossen, gedachte unsere Stadt Schwabach ansehnlich erweitern, solche neue Auslage mit der Alt-Stadt combiniren und vereinigen zu lassen, auch solche mit nachfolgenden Privilegien, Immunitäten und Freyheiten zu gegnadigen, und unserer besonderen Protection, Schutz und Schirms zu versichern". Auch eine Erneuerung und Verbesserung der Privilegien im Dekret vom 20. Mai 1754 konnte das mäßige Interesse an dem neuen Baugebiet nicht steigern. Es blieb bei den im Plan bezeichneten 1737 begonnenen Häusern. Zusätzlich wurde 1740 noch das Grundstück an der südlichen Ecke der Wittelsbacher- und Seminarstraße bebaut.

   nach oben

    Bürgerbauten in Ansbach

Bürgerbauten in Ansbach Mit mehreren Dekreten Markgraf Carl Wilhelm Friedrichs setzte Leopoldo Retty durch, daß ihm auch das private Bauwesen im ganzen Fürstentum unterstellt wurde. Durch seine Einflußnahme sollten gestalterische Entgleisungen vermieden werden. Belege für dieses Bemühen um eine bessere Gestaltung gibt es kaum.

Eine Ausnahme bildet der Entwurf für die Fassade des imposanten Baublocks gegenüber der St. Gumbertuskirche, der bis heute als Entwurf für ein Bibliotheksgebäude angesehen wird. Abweichend vom überlieferten Plan wurden bei der Ausführung nicht die beiden Seitenflügel risalitartig betont, sondern das Mittelgebäude bei gleichzeitiger Überhöhung hervorgehoben. Von den etwas dilettantisch gezeichneten Seitenportalen ist eines noch erhalten, wird aber von einer aufdringlichen Werbemarkise verdeckt. Die mittlere Durchfahrt gab es noch bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Rettys sonstige Spuren in der Residenzstadt lassen sich nur anhand der Baudaten und an den Formen seiner Häuser verfolgen. Erschwert wird dies durch die unzureichende Stilanalyse Ernst Maria Hausladens, der um 1930 pauschal fast alle Bauten des 18. Jahrhunderts Johann David Steingruber zuwies. Auffällig ist, daß Leopoldo Retty vielfach dort neue Wohnbauten plante, wo herrschaftliche Nutzungen und Vorhaben aufgegeben wurden. Dies trifft für die Häuser an der Promenade zu, die von 1737 bis 1740 auf dem Platz des früheren Zeughofstalls und der Stadtmauer entstanden (Promenade 7, 9 und 11), für das Wohnhaus des Justizrats Benz, weil 1736 die "vorgehabte Erbauung eines Schlacht- und Fleischhauses" aufgegeben wurde (Neustadt 33) und auch für das Haus des Kanzleirats Hänlein, der 1736 die als Gymnasium micht mehr benötigte ehemalige Friedhofskapelle von St. Johannis in seinen Besitz brachte (Schaitbergerstraße 20). Wohl auf reine Privatinitiative hin errichtete Retty 1733 die Stadtapotheke (Platenstraße 28) und um 1737 das Haus des Bürgermeisters Schätzler am oberen Markt (Martin-Luther-Platz 17).

   nach oben

    Bürgerbauten in Schwabach

Für Leopoldo Rettys Tätigkeit in Schwabach finden sich in der Literatur nur Hinweise auf seine Planung der Neuen Auslage. Bei einem Gang durch die Stadt entdeckt man jedoch eine ganze Reihe Häuser, die mehr oder weniger gut erhalten seine Bauformen zeigen und Beleg dafür sind, daß er auch außerhalb der Neuen Auslage auf die Gestalt der Oberamtsstadt Einfluß genommen hat. Nicht geklärt ist, ob und gegebenenfalls inwieweit er hierbei mit dem lokal zuständigen Landbauinspektor Johann David Steingruber zusammengearbeitet hat. Anlaß für eine umfangreiche Bauttätigkeit in Schwabach war der Wiederaufbau nach den großen Hochwasserschäden von 1732. Darüber hinaus war es sicher auch hier nötig, stark reparaturbedürftige mittelalterliche Häuser zu erneuern. In welcher Form dies geschah, bestimmte das Ansbacher Hofbaudirektorium.

Die meisten der Retty zuzuschreibenden Wohngebäude außerhalb der Neuen Auslage sind heute verputzt. Am Portal des Hauses Hördlertorstraße 2 ist abzulesen, daß auch diese Häuser sehr wahrscheinlich Sandsteinfassaden besaßen. Zum Portal und zu den Fenstersohlbänken gehörige Profile sind an diesem Haus teilweise im Putz versunken. Seine aufgemalte Fassadengliederung ist ein Phantasieprodukt des 19. Jahrhunderts.

Die große Zahl der in Schwabach anzutreffenden Gebäude, die Leopoldo Retty gestalterisch beeinflußt oder geschaffen hat, mag zufällig sein. Sie sollte dazu anspornen, ungeachtet der von Hausladen behaupteten Allgegenwärtigkeit Steingrubers auch in den anderen Oberamtsstädten nach Spuren seines Wirkens zu suchen. Für Windsbach ist beispielsweise bekannt, daß Retty dort nach dem Abbruch des Schlosses 1736/37 ein neues Oberamtsgebäude errichtete und mit dem für ihn typischen Segmentbogenportal schmückte.

   nach oben

no
Datenschutzerklärung | Impressum