Bauten außerhalb des herschaftlichen Bauwesens

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    Schloss Dennenlohe

Schon bald nach seinem Dienstantritt in Ansbach wurde Leopoldo Retty auch außerhalb des fürstlichen Bauwesens tätig. Derartige Nebentätigkeiten im heutigen Sinn waren erlaubt und zur Hebung des architektonischen Niveaus auch erwünscht. 1733 entstanden die leider nicht mehr erhaltenen Pläne für den Schloßbau des Freiherrn Paul Martin Eichler von Auritz in Dennenlohe. Die Bauarbeiten an der vielteiligen Schloßanlage begannen 1734 und dauerten bis 1750 an. Die erhaltenen Bauakten und Rechnungen berichten ausführlich über Rettys Architektentätigkeit, die mitwirkenden Hofhandwerker und -künstler sowie über sonstige, Kosten verursachende Einzelheiten.

Diese Akten belegen auch, daß Karl Friedrich von Zocha um 1720 bereits Pläne "uff den vorhabenden Neuen Bau" fertigte, große Mengen Baumaterialien hierfür bereitgestellt wurden, der Bau sogar schon abgesteckt war, leider aber nicht, warum das Vorhaben 1722 wieder aufgegeben wurde. Auch diese Pläne sind nicht mehr vorhanden. Während Zocha in der Ansbacher Jägergasse sein eigenes Palais als getreue Kopie der Pariser Stadtpalais' aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts errichtete, entstand in Dennenlohe zur gleichen Zeit eine Anlage, in der die Nutzungsfunktionen dieser Pariser Palais' in Einzelgebäuden verteilt waren. In kleinerem Maßstab hatte Karl Friedrich von Zocha eine solche Anlage in seinem Walder Schlößchen schon einmal verwirklicht. Ob die Nähe der Dennenloher Schloßanlage zu Zochas Architektur bedeutet, daß Retty Zochas Plänen von 1720 zu folgen hatte, muß wegen der fehlenden Planunterlagen offen bleiben.

Rettys Schloßfassaden bestehen wie die Fassaden der Weidenbacher Hofkirche aus höchst unterschiedlichen Stilelementen. Die Gesamtgestaltung entspricht zweifellos der Ansbacher Hofarchitektur. Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes und an den Nebengebäuden tauchen jedoch Rahmengliederungen auf, die aus dem Ludwigsburger Formenspektrum stammen.

Die Innenräume des Schlosses waren sicher ursprünglich reich dekoriert. Dies lassen die Abrechnungen mit einigen Hofkünstlern vermuten. Erhalten ist davon, wie auch von der französisch inspirierten Gartenanlage wenig. Das Dennenloher Schloß war ständig bewohnt und seine Räume wurden daher mehrfach nach dem jeweils vorherrschenden Zeitgeschmack umgestaltet.

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    Hohenlohe-Schlösser

Portal von Schloss Kirchberg Schilderhäuschen von Schloss Kirchberg Schloss Kirchberg Noch bevor Graf Christian Albrecht Ludwig von Hohenlohe-Langenburg sein Resi- denzschloß aus der Zeit der Renaissance modernisieren konnte, ließ er sich im nahe gelegenen Hofgut Lindenbrunn, dem späteren Ludwigsruhe, ein zeitgemäßes Jagdschlößchen errichten. Die Pläne für diesen "Lindenbrunner Bau" lieferte Leopoldo Retty 1736. Gebaut wurde das Schlößchen weit bescheidener von 1736 bis 1743. Rettys Entwurf zeigt große Verwandtschaft mit den Bauformen der Pariser Stadtarchitektur am Anfang des 18. Jahrhunderts. Bei der vereinfachten Ausführung mischten sich in den Fassaden Elemente der Ansbacher Hofarchitektur, Ludwigsburger Rahmengliederungen und in der Herkunft nicht erklärbare geohrte Fensterrahmen. Die Nutzung des Jagdschlosses mit wenigen Wirtschaftsräumen, einem erdgeschossigen Garten- und Speisesaal, einem größeren Saal im Obergeschoß und drei Wohnappartements entspricht ganz dem Typus des ebenfalls in Frankreich erdachten "maison de plaisance".

Eingang Schloss Langenburg Schloss Langenburg Erste Planungen zur Umgestaltung des Langenburger Schlosses gab es bereits um 1720. Der zur Stadt hin errichtete barocke Ostflügel entstand jedoch erst zwischen 1756 und 1761. Welche der vorausgegangenen zahlreichen Planungen verwirklicht wurde, ist nicht überliefert. Vereinfachend wird daher als Architekt der für die Ausführung verantwortliche, aus Unterschwaningen stammende Polier Johann Christoph Schwarzwimmer genannt, obwohl gleichzeitig eingeräumt wird, daß sich der Ostflügel "sehr wohl in den Umkreis Leopoldo Rettys einfügt". Die noch heute an der Grabenbrücke stehenden Schilderhäuschen erinnern sehr an die vor dem Ansbacher Residenzschloß und lassen vermuten, daß der Ostflügel des Langenburger Schlosses nach nicht näher bekannten Plänen Rettys entstand.

Schloss Ludwigsruhe Schloss Ludwigsruhe Rettys Mitwirkung bei der barocken Umgestaltung des Hohenlohe-Schlosses in Kirchberg a. J. ist dagegen aktenmäßig belegt. Nach den 1738 von Retty vorgelegten Plänen entstanden bis 1745 die beiden sehr einfachen Vorhofflügel. Erst 1756 wurde mit dem Umbau des den Ehrenhof abschließenden Südflügels begonnen. Daß er nach Rettys Plänen vonstatten ging, ist sehr wahrscheinlich. Die ebenfalls den Ansbacher Exemplaren gleichenden Schilderhäuschen signalisieren Rettys Wirken in Kirchberg auf den ersten Blick.

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    Pfarrkirche Sommerhausen

Pfarrkirche Sommerhausen Pfarrkirche Sommerhausen Sommerhausen am Main gehörte als gräflich limpurg-speckfeldischer Besitz mit einigen anderen Gemeinden zu einer protestantischen Enklave im katholischen Fürstbistum Würzburg. Ein Kirchenneubau wurde dort notwendig, als die bestehende Kirche nach einem Unwetter im Jahre 1739 einzustürzen drohte und abgebrochen werden mußte. Für den bis Oktober 1740 ausgeführten Neubau des Kirchenschiffs nennen die Unterlagen des Pfarrarchivs den Ansbacher Hofmaurer Michael Braunstein als "sich renommirt gemachten Architectum". Erste Risse legte dieser schon im Februar 1739, die von der gräflichen Herrschaft ratifizierten im Juli des gleichen Jahres vor.

Michael Braunstein war ein erfahrener Baumeister. Als selbständig planender Architekt trat er jedoch nirgends in Erscheinung. Da das nach den von ihm vorgelegten Plänen entstandene neue Kirchenschiff in großen Teilen der Ansbacher St. Gumbertuskirche gleicht, kann es nur von Leopoldo Retty "inventirt" worden sein, auch wenn archivalische Belege hierfür fehlen.

Die im Sommerhausener Pfarrarchiv erhaltenen Pläne des Kirchenneubaus haben den Charakter von Werkplänen. Die Zeichenart spricht dafür, daß sie von Braunstein angefertigt wurden. Die zugehörigen Entwurfspläne, die sicher nicht der bauenden Kirchengemeinde, sondern der allein entscheidenden gräflichen Landesregierung präsentiert wurden, muß Leopoldo Retty verfaßt haben. Nur so ist der völlig ansbachische Kirchenbau in Unterfranken zu erklären. Das Kircheninnere bietet kaum Anhaltspunkte für das Wirken Rettys, da die Haupteinrichtungsteile Altar, Kanzel und Taufstein aus der Vorgängerkirche übernommen wurden. Lediglich die neu hergestellte Orgel ähnelt in ihrem dreitürmigen Aufbau der von St. Gumbertus in Ansbach.

Pfarrkirche Sommerhausen

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    Pfarrhaus Sondernohe

Plan des Pfarrhauses Sondernohe Plan des Pfarrhauses Sondernohe Pfarrhaus Sondernohe Daß sich Leopoldo Retty bei Schloßbauten adeliger Familien betätigte, erscheint aus heutiger Sicht seiner Position als Hofbaumeister angemessen. Sein Wirken für den Deutschen Orden, zu dessen Territorium Sondernohe gehörte, ist angesichts der in Ellingen bereitstehenden Ordensbaumeister und der geringen künstlerischen Bedeutung eines Pfarrhausbaus kaum verständlich. Da Retty auch noch unscheinbarere Maßnahmen plante, werden es wohl die Zusatzeinnahmen aus einer solchen Nebentätigkeit gewesen sein, die ihn dazu veranlassten, Maßnahmen zu planen, für die eigentlich die Qualifikation des Landbauinspektors ausgereicht hätte.

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